E-motion

Ich habe es getan! Zwei Jahre hatte ich kein Auto, und jetzt war die Anschaffung eines Wagens notwendig. Und kurzum war es nach einer Probefahrt mit einem Tesla Model 3 um mich geschehen: die E-motion hatte mich vollkommen ergriffen!

Fangen wir mal bei der technischen Realisierung an: viele Komponenten aus der klassischen Antriebstechnik fallen weg: es gibt keine Kupplung, kein Getriebe. Der Motor ist auch wesentlich einfacher aufgebaut und hat keine (oder verschwindend wenige) Teile, die einem Verschleiß unterliegen. Ölwechsel? Zahnriemenwechsel für etliche hundert Euro? Das gibt es alles nicht.

Man tritt auf das Fahrpedal, und das Gefährt saust lautlos los. Stufenlos. Kein Schalten. Nimmt man das Pedal zurück, so wird abgebremst und rekuperiert – also Energie zurückgewonnen! Wenn man will, dann beschleunigt man zügig (und beim Dual Motor unglaublich) und ohne Lärm und ohne Gestank. Das lautlose Cruisen ist ein noch nie dagewesenes Erlebnis. Alles in allem: nur souverän. Ich hatte noch nie solch einen Fahrspaß. Und der liegt nicht an der Endgeschwindigkeit, die möglich wäre, sondern in dem alles überwiegenden und überlegenen Fahrgefühl.

Inhalt

  1. Erste Berührungen
  2. Recherche
    • Vorteile des Elektro-Antriebs gegenüber dem Verbrenner
    • Studien über den ökologischen Fußabdruck
    • Förderung
  3. Probefahrt
  4. Bestellung
  5. Abholung
  6. Erste Fahrten
  7. Laden

Erste Berührungen

Wann immer ich mal in einem Elektrogefährt (und sei es nur ein Hybrid) mitfahren konnte, hatte mich die Lautlosigkeit fasziniert. Den Fahrspaß konnte ich als reiner Begleiter nicht erahnen, und skeptisch war im im Bezug auf das Laden. Ist die Ladeinfrastruktur schon weit genug ausgebaut? Was macht man, während das Auto Strom tankt, wie lange wird es unterwegs dauern? All das sollte vorher gründlich überlegt werden.

Recherche

Vorteile des E-Antriebs gegenüber dem Verbrenner

Höhere Effizienz des Motors: In einem Verbrennermotor werden die Kolben ständig beschleunigt und wieder abgebremst; es ist ein fortlaufendes Auf und Ab, Vor und Zurück. Man nennt das eine Translationsbewegung. Letzte muss dann in eine Rotationsbewegung umgesetzt werden. Die Kolben gleiten in ihren Zylindern auf einem Ölfilm, was Reibung darstellt. Durch diese Begebenheiten erreicht ein Verbrennermotor eine Effizienz um 40 % in Volllast und 20 % in Teillast. Ein Großteil der verbrauchten Energie geht in Wärmeentwicklung, in die dafür benötigte Kühlung und und und…
Ein Elektromotor hingegen hat einen Wirkungsgrad von über 90 %; er hat von vornherein eine Rotationsbewegung und es gibt nahezu keine Reibung.

Weniger Komponenten: Schaltgetriebe und Kupplung gibt es nicht; das reduziert die Reibung abermals und stellt stellt mehr Platz zur Verfügung. Außerdem gibt es weniger Teile, die verschleißen oder gar ausfallen können. Service? Ölwechsel? Zahnriemen? All dies fällt weg.

Rückgewinnung von Energie: Das Bremsen resultiert nicht in reiner Erzeugung von Wärme und Abrieb, was lediglich eine Energieverschwendung bedeutet. Eine erhebliche Bremsleistung kann durch Rekuperation erzielt werden, was Strom erzeugt und zurück in die Batterie speist. Fährt man vorausschauend, so kann man auf die konventionelle Bremse verzichten; für den etwas Unvorhergesehenes ist sie natürlich unabdingbar.

Studien über den ökologischen Fußabdruck

Betrachtet man das ‘Leben’ eines Autos von der Herstellung über die Benutzung bis zur Verwertung, so erreicht ein elektrisch betriebenes Fahrzeug mit Batterie (BEV) im Idealfall nach weniger als 40.000 km Laufleistung den Resourcenverbrauch eines Benziners – und steigt dann nicht mehr nennenswert an. Im Idealfall heißt hier, dass Strom aus regenerativen Quellen gewonnen wird (z.B. Wind-, Wasser- oder Sonnenkraft). Details dazu in der Studie des Joanneum Research findet man auf der ADAC-Seite: [https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/alternative-antriebe/klimabilanz/]

Auch das Fraunhofer Institut erstellt regelmäßig Studien zu dem Thema E-Mobilität. [https://www.isi.fraunhofer.de/de/themen/elektromobilitaet.html]

Förderung

Aktualisierung: die Förderung wurde inzwischen angepasst. Hier ist der Stand von 2020 beschrieben. In 2022 wurden die Bedingungen und Förderprämien angepasst.

Sowohl die Anschaffung als auch der Unterhalt eines E-Fahrzeugs werden begünstigt. Der Kauf wird bis zum Netto-Preis von 40.000 € (ohne Sonderausstattung und Zubehör) vom Hersteller mit 3.000 € und vom Staat mit 6.000 € bezuschusst. Von der Antragstellung bei der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) bis zur Auszahlung des Bonus hat es in meinem Fall knapp neun Wochen gedauert. [https://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Elektromobilitaet/Neuen_Antrag_stellen/neuen_antrag_stellen.html]

Von der KFZ-Steuer ist der Halter für 10 Jahre befreit. In manchen Städten gibt es Umweltspuren, die nur von Bussen, Taxis und E-Fahrzeugen befahren werden dürfen. Es gibt kostenloses Parken und kostenloses Tanken von Strom.

Probefahrt

Das erste Mal hinter dem Steuer eines Elektrofahrzeugs zu sitzen war für mich ein unglaubliches Gefühl. Bestimmt lag es auch daran, dass es ein Tesla war. Das Modell 3 hat ein vereinfachtes Instrumentenfeld; es ist auf ein Tablet reduziert, welches über der Mittelkonsole angebracht ist. Die wichtigste Information (die Geschwindigkeit) ist gut ablesbar links oben im Display zu finden, somit über der rechten Hand, wenn sie das Lenkrad greift. Durch andere fehlende Elemente (zum Beispiel der Schalthebel) wirkt der gesamte vordere Raum minimalistisch.
Nachdem ich den Fahrthebel gefunden hatte, mit dem ich die Vorwärtsfahrt einleiten wollte, wurde ich bei dessen Betätigung im Display aufgefordert, die Bremse zu drücken; erst dann konnte ich auf D wie Drive schalten. Beim Drücken des Fahrpedals setzte sich der Wagen langsam und geräuschlos in Bewegung. Welch ein Gefühl! Erstmal vorsichtig vom Tesla-Gelände in den öffentlichen Straßenverkehr – das Model 3 ist schon recht flach, das Fahrwerk sehr sportlich abgestimmt. Aufgrund der schweren Batterie, die tief zwischen Vorder- und Hinterachse verbaut ist, liegt der Wagen satt und fest auf der Straße, der Halt und die Lage in den Kurven sind äußerst stabil. Und als ich das erste Mal an einer Ampel in erster Reihe auf einer Landstraße aus dem Stand beschleunigen konnte, drückte sich mein Unglaube in einem vor Erstaunen weit geöffneten Mund aus – ich konnte gar nichts dagegen machen. 4,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h klang schon unglaublich, aber das Gefühl war noch unglaublicher. Wenige Kilometer weiter entdeckte ich meine Freude über die Straßenlage und verlies den Kreisverkehr erst nach der dritten Umrundung; rechtwinklige enge Kurven nahm ich immer wieder gerne, um im Scheitelpunkt die Beschleunigung einsetzen zu lassen – ein wahnsinniger Fahrspaß!

Um es vorweg zu nehmen: nach 7.000 km ist der Fahrspaß nach wie vor vorhanden. Allerdings bin ich dadurch weder zum Raser noch zum Reifenquietscher mutiert. Klar, hier und da lautlos stark zu beschleunigen ist ein tolles Gefühl, da man auch niemanden geräuschlich oder durch Abgase belästigt. Eine hohe Endgeschwindigkeit muss es für mich nicht zwingend sein; sourveränes Cruisen mit 137 km/h ist gerade für die Langstrecke gut, da dann der Stromverbrauch mit gut 200 Wh/km auch einen Kompromiss darstellt.

Zurück zur Probefahrt: eigentlich war es dann schon längst um mich geschehen und die Entscheidung für den Tesla gefällt. Ich wollte zwar meine Recherche nach anderen E-Fahrzeugen und anderen Gesichtspunkten noch weiter treiben, aber in Wirklichkeit hatte ich kein Interesse an einer weiteren Probefahrt mit einem anderen E-Auto. Tesla hatte die E-Motion in mir entfacht.

Bestellung

So fand ich mich im Anschluss an die Probefahrt in Teslas Verkaufraum an einem Terminal mit der netten Beraterin wieder und leistete die Anzahlung von 100 EUR für meine Wunschkonfiguration. Es war ein im Zulauf befindliches Model 3 LR (Long Range, also größerer Akku) mit Dual Motor, somit Vierradantrieb. Darin automatisch enthalten sind eine bessere Soundanlage, Sitzheitzungen in allen fünf Sitzen, Premium-Innenausstattung, elektrisch verstellbare Vordersitze und ein Jahr Premium-Konnektivität für Navi, Spotify und andere GSM basierte Dienste. Anschließend wurde mir ein voraussichtlicher Liefertermin genannt; das Auto musste noch von Hannover nach Düsseldorf umgeleitet werden und befand sich gerade kurz vor dem Einlauf in den Hafen von Rotterdam nach erfolgreicher Atlantiküberquerung – das Auto wurde im Werk von Fremont, Californien, gefertigt.

Abholung

Der Abholtermin wurde in den nachfolgenden Tagen per EMail festgelegt. Aufgrund eines um einen Tag verlängerten Krankenhausaufenthaltes versuchte ich den Abholtermin gezwungener Maßen ebenfalls um einen Tag zu verlegen und staunte nicht schlecht, dass das bei Tesla nicht möglich sei. Im Krankenhaus liegend musste ich dann die Übergabe auf ein privates Grundstück organisieren. An diesem Punkt hätte ich mir wirklich Flexibiltät von Seiten Teslas gewünscht und kann bis heute nicht verstehen, dass man mir da nicht entgegenkommen konnte. So musste ich mich auf einen Freund verlassen, der dann die Abnahmekontrolle durchführte.

Erste Fahrten

Frisch aus dem Krankenhaus entlassen war der erste Gang zum Straßenverkehrsamt für die Zulassung meines neuen Wagens. Mit den Kennzeichen und dem KFZ-Schein und -Brief machte ich mich auf zum Freund, wo der Wagen auf Privatgrundstück seine erste Nacht verbracht hatte. Ich prüfte die Spaltmaße und konnte keine groben Abweichungen feststellen. Die beiden Ladekabel waren an Board wie auch die Verbandstasche und die längeren Flaps (Schmutzfänger) für die Hinterräder. Allerdings musste ich feststellen, dass das mittlere Glaselement des Daches schief eingeklebt war; es fluchtete nicht mit dem hinteren Element und der Spalt auf der linken Seite war deutlich größer als auf der rechten Seite. Auch fluchten die Chromleisten an den Türen nicht richtig und eine Türdichtung warf zwei Falten.

Nach wenigen Wochen fiel eine Kamera am rechten Kotflügel aus, die weitere fünf Wochen später (Ersatzteil war nicht lieferbar) in einem Service-Termin in der Tesla-Niederlassung ausgetauscht wurde. Die Klappe des Kofferraums (Trunk) stieß beim Schließen auf den Stoßfänger und hatte den Lack des Stoßfängers leicht beschädigt. Der Anschlag wurde richtig eingestellt und der Lack an den Stellen poliert. Ebenfalls sagte man mir, dass die Falten der Türdichtung im Rahmen der Toleranz lägen und da nichts zu machen sei. Auch das Kondenzwasser in den Rückleuchten sei in Ordnung, da es sich um ein offenes System handele. Ebenfalls wurden mir die Winterreifen montiert, die in der Zwischenzeit seit meiner Bestellung derselben um 50 EUR teurer geworden waren und mir auch zum neuen Preis in Rechnung gestellt wurden. Dazu kamen 140 EUR für den Radwechsel und das Anlernen der TPM-Sensoren – recht happig.

Nach 6.914 km…

…und fünf Monaten bin ich nach wie vor glücklich mit meiner Wahl. Ich freue mich auf jede Autofahrt mit dem Model 3 LR. Der Fahrspaß ist ungetrübt, die ersten längeren Fahrten mit Zwischenladen sind absolviert. Dazu mehr demnächst in einem Update zu meinem Bericht.

Das Laden

Toll ist, wenn man eine Möglichkeit hat, zuhause zu laden. Um so schöner ist es, wenn man eine Photovoltaik-Anlage hat, mit der man das Sonnenlicht in grünen Strom umwandeln und damit sein Auto laden kann. Schon an einem normalem 220 V Anschluss kann man mit dem beigelegten Mobile Connector die Batterie befüllen. Ströme bis zu 13 A (3 kW, 13 km Reichweite pro Ladestunde) sind möglich, aber normalerweise sind die Stromleitungen in Wohnhäusern nicht für eine Dauerbelastung mit solch einem Strom ausgelegt; mit 9 oder 10 A ist man da eher auf der sicheren Seite. Verwendet man einen drei-Phasen-Anschluss, so kann man eine sogenannte Wall-Box verwenden, mit der Ladeströme von 16 A (11 kW, 65 km Reichweite pro Ladestunde) erzeugt werden.

Öffentliche Ladenetze bieten als Standard 11 oder 22 kW Ladeleistung an, wobei das Model 3 mit dem Stecker Typ 2 mit maximal 11 kW laden kann. Schnellladung ist mit bis zu 250 kW möglich.

Zu guter Letzt

Und noch ein toller Link mit vielen wertvollen Informationen rund um Tesla Model S und 3 von einem Fahrer, der schon auf mehrere Jahre Erfahrung zurückblicken kann: http://www.klausolafzehle.de/teslablog